Operette

Artikel: die
Mehrzahl: Operetten
Beschreibung: heiteres, musikalisches Bühnenstück, das meist nicht "so ernst" gemeint ist

Der Walzerkönig Johann Strauß meinte über die Operette: "Wenn eine Operette populär werden soll, muß jeder etwas nach seinem Geschmack darin finden. Für Leute, die kein Klavier haben, muß man es fein anstellen, daß ihnen von der Vorstellung etwas im Gedächtnis bleibt."

Careful who you come onto at parties,
it just might be your wife.

Ask who isn't fooling around in this story and there will be a slim show of hands. Rosalinde, her husband Eisenstein, their maid, and a host of other foolhardy townsfolk bring their frivolous infidelities to a peak during a wild night of imbibing at a lavish party.
Shameless flirting, fibs and unfaithful couples have never been so amusing. Die Fledermaus is loved for its playful fun and timeless portrayal of human behavior.

Zur Übersetzungshilfe: fooling around - Zeit vertrödeln / slim show of hands - dürftiges (Hand)zeichen / maid - hier: Dienstmädchen / a host of foolhardy townsfolk - eine Menge tollkühner Stadtleute / frivolous infidelities - leichtsinnige bzw. frivole Untreue / peak - Spitze  bzw. Gipfel / imbibing - Einsaugen/sich zu eigen machen / lavish - verschwenderisch / fibs - Schwindeleien / couple - Paar / amusing - amüsant / playful - scherzhaft / portrayal - Schilderung / behavior - Verhalten.

Zum Inhalt der Operette
Entscheidend für den sich erst zwei Jahre nach der Uraufführung einstellenden Erfolg der Operette (UA am 5. April 1874) war die Musik: Tolle melodische Ideen, einprägsame Tanzlieder, hervorragende Instrumentierung und musikalische Charakterisierung der einzelnen Rollen.

Die Handlung gründet sich auf ihre Vorgeschichte: Gabriel von Eisenstein (Tenor) hatte nach einer langen Faschingsnacht den mit ihm befreundeten Notar Dr. Falke in originellem Fledermauskostüm im Park seinen Rausch ausschlafen lassen und ihn so dem Gespött der Passanten ausgesetzt. Seitdem wurde er "Doktor Fledermaus" genannt. Jetzt hat Falke Gelegenheit zur Rache: Er über-bringt Eisenstein eine Einladung des für seine Feste bekannten russischen Prinzen Orlofsky. Der will Eisenstein unbedingt Folge leisten , obwohl er an jenem Abend eine Arreststrafe wegen eines Beleidigungsdeliktes antreten soll. Heuchlerisch nimmt er Abschied von seiner Gemahlin Rosalinde, nicht wissend, daß der Gesangslehrer und frühere Geliebte Alfred (ebenfalls Tenor) schon darauf wartet, es sich bei ihr bequem zu machen. Doch das Schäferstündchen der beiden wird durch den Gefäng-nisdirektor Frank gestört, der den nicht zum Arrest erschienenen Hausherren persön-lich abholen will. Er ist in Eile, denn auch er ist zum Fest des Prinzen eingeladen. Alfred will Rosalinde nicht bloßstellen und läßt sich als ihr Gatte inhaftieren. Im Palais Orlofskys werden Eisenstein und Frank dem Prinzen als französische Aristo-kraten vorgestellt. Aber auch andere Gäste treten unter falscher Identität auf, so zum Beispiel eine maskierte "ungarische Gräfin".

Eine alte Inhaltsangabe besagt, im ersten Akt wird das Netz gesponnen, in welch-em im zweiten Akt alle zappeln, und im dritten Akt wird es entwirrt...!
Mit dem Ball und Maskenfest bei Orlofsky (2. Akt) erreicht die Operette ihren Höhe-punkt: Mittelpunkt ist die große Walzer-Szene. Unerkannt und doch zum Teil er-kannt, treffen sich in Orlofskys Palast Eisenstein, Rosalinde und Adele. Alle drei ha-ben ein böses Gewissen und müssen voreinander Versteck spielen, denn Eisenstein schwindelte seiner Frau vor, er müsse sofort eine Gefängnisstrafe absitzen (in Wahrheit verschob er den Strafantritt auf den nächsten Morgen). Rosalinde ihrerseits empfing im ersten Akt ihren alten Verehrer Alfred, der in Abwesenheit des Hausherrn als vermeintlicher Eisenstein wegen Beleidigung einer Amtsperson zum Arrest abgeholt wird; endlich: Adele als Mitwisserin wechselseitiger Verfehlungen hat sie es leicht - im Abendkleid der Dame des Hauses erschien auch sie als "junge Künstlerin" bei Orlofsky. Der Gipfel der (unwahrscheinlichen) Verwechslung ist erreicht, wenn sich Eisenstein in die eigene (maskierte) Frau verliebt, die ihrem Gatten eine kostbare Repetieruhr abzuschwindeln weiß; nun hat sie das "Corpus delicti" in Händen!
Lenker des ganzen Spiels ist Eisensteins Freund Dr. Falke, der auch den Gefängnisdirektor unter dem Namen eines Chevalier Chagrin in Orlofskys Gesellschaft einzuführen wußte. Solistischer Glanzpunkt der von Rosalinde gesungene Csàrdàs. Alles kommt an den Tag, und alles bleibt doch in der Schwebe - dies die spannende Situation beim Finale des zweiten Aufzuges.
Den dritten Akt beherrscht der mürrische, dem Alkohol verfallene Gefängnisaufseher Frosch. Unter sehr eifersüchtigen Temperamentsausbrüchen wird vor allem die Rechnung zwischen den beiden Ehegatten geregelt. Das Ende ist beschwipste Seligkeit im Gefühl der glücklich geretteten Moral des gegenseitigen Verstehens und Vergebens.

Und nochmals eine Zusammenfassung: Am 5. April 1874 wurde in Wien die "Fledermaus" von Johann Strauß uraufgeführt. Es ist die Geburtsstunde der wohl bis heute bekanntesten Operette überhaupt. Selbst ansonsten eingeschworene Operetten-"Muffel" lassen die "Fledermaus" als glückliche Ausnahme gelten: Das Stück ist sowohl musikalisch wie auch dramaturgisch eben ein großer Wurf.
Das wurde vom eher zurückhaltend reagierenden Wiener Uraufführungspublikum allerdings noch gar nicht so richtig erkannt. In jenen Jahren hatten die Wiener Bürger wirtschaftliche, soziale und nationale Probleme , die sie gar nicht so für das champagnerselige Motto der "Fledermaus" empfänglich machte:
"Glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist!"
Drei Vorgeschichten führen zu den irrwitzigen Verwechslungen und Verwirrungen der chaotischen Stunden vom frühen Nachmittag bis zum späten Morgen, die die "Fledermaus" beschreibt.
Erstens: Vor einigen Jahren spielte Gabriel von Eisenstein seinem Freund, dem Notar Dr. Falke, einen üblen Streich. Nach dem Besuch eines feucht-fröhlichen Maskenballs ließ Eisenstein Dr. Falke im Kostüm einer Fledermaus im Stadtpark seinen Rausch ausschlafen. Am Morgen mußte der Notar unter dem Gespött der Kleinstadtbürger nach Hause wanken. Diese Blamage will Dr. Falke heute seinem Freund heimzahlen...
Zweitens: Gabriel von Eisenstein hat sich leider kürzlich mit einem Beamten der Kleinstadt in Wort und Tat ungebührlich angelegt. Die ihm deshalb auferlegte Strafe von acht Tagen Gefängnis muß er heute Abend antreten...
Drittens: Gerade heute taucht dann auch noch der etwas abgewrackte Tenor Alfred im Hause Eisenstein auf, der vor Jahren mit Eisensteins Gattin Rosalinde ein "Techtelmechtel" hatte und nun an diese vergangenen Zeiten anknüpfen möchte. Um einen Krach zu vermeiden, verspricht Rosalinde Alfred ein Rendezvous am späteren Abend, wenn ihr Gatte im sicheren Gefängnis ist...
Zur weiteren Verwirrung des Abends tragen das Stubenmädchen Adele mit ihren eigenen Zukunftsplänen und der völlig unfähige Anwalt Eisensteins, Dr. Blind bei.
Im Laufe des Abends spielt jeder jedem Komödie vor und jeder/jede schlüpft in eine andere Identität. Das geht leider nur begrenzt gut. Am Morgen kommt die Ernüchterung...

Johann Strauß: Die Fledermaus

Für Johann Strauß bedeutete Styling ebensoviel wie für die Stars der Gegenwart (seinen verschiedenen Bärten widmete er besondere Aufmerksamkeit). So wurde sein unveränderliches (?!) Aussehen zum Markenzeichen einer Kultur des gehobenen Amusements. Die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts bevorzugte es nämlich, Krisensituationen durch Entspannung bei Tanz, Oper und Operette mit bisweilen opulenter (® prächtiger/ üppiger) Musik und Ausstattung zu verdrängen. Gerade dieser Walzer aus der Fledermaus - Ouvertüre (1874) zeigt Strauß' Technik, an feingliedrige, nachsingbare Phrasen immer neue Motive zu fügen und harmonisch transparent zu begleiten, ohne auf Nuancierungen im Moll-Bereich zu verzichten. Der Suggestion (® sich freiwillig beeinflussen lassen) scheinbar endloser Bewegung in froher Stimmung wollte man sich nicht entziehen. (nach M. Saary)

Michael Jackson gibt sich die Ehre

Operetten sind kitschig. Und albern. Und oberflächlich. Und überhaupt. Die Gattung steht in dem zweifelhaften Ruf, zwar das Publikum in vergleichsweise großen Scharen anzulocken, aber über mäßige Unterhaltung hinaus wenig zu bieten. Wir haben leider auch schon zur Genüge Aufführungen gesehen, die dieses Klischee bestätigen.
(...) Als besondere Pointe erscheint Orlofsky - der für seine Feste bekannte russische Prinz - nicht zufällig in Gestalt von Michael Jackson. Das gibt einige Lacher und fügt sich auch recht gut in das Regiekonzept, bleibt aber letztendlich ein Gag am Rande. (...)